Eben erreicht uns eine Warnung des Verbands Deutscher Weinexporteure zu einem möglichen Betrugsversuch. Sie bestätigt meinen bereits geweckten Verdacht aufgrund einer kurzen Emailkorrespondenz in den letzten Tagen.
Im aktuellen Fall gibt sich jemand als der “Purchasing Director” Andrew Scott von der Firma Mitchells & Butlers in England aus.
Email von Mr Scott – Betrugsversuch oder echt?
Die Anfrage war eigentlich unverfänglich; Absender eine Emailadresse, die nicht von einem Freemail-Provider stammt, sondern deren URL-Teil nach dem @ zum Firmennamen paßt.
Dennoch schaue ich bei solchen Anfragen vorsichtshalber und rein routinemäßig nach, ob die IP-Adresse der Email tatsächlich aus dem Absenderland kommt, denn es passiert leider öfter als man denkt, daß beispielsweise Besteller aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ihre Emails von irgendwo in Westafrika verschicken. 😈
Laut IP kam die Email aus dem Vereinigten Königreich, so weit – so gut.
Exporteurs-Paranoia – eine Nebenwirkung von Betrugsversuchen
Nächster Schritt – ich muß meine wohlgepflegte Sicherheits-Paranoia schließlich ausleben: Webseite angucken. Der URL-Part der Absenderadresse lieferte eine inhaltslose Baustellenseite mit dem Vermerk “http:// mitchellsbutlers-wine . co. uk/ wird bei … gehostet” (Leerzeichen in der URL habe ich absichtlich eingefügt, um einen Link dorthin zu vermeiden). Nicht unverdächtig, also weitersuchen.
Schritt drei: nach der Firma suchen. Die Suchmaschine lieferte prompt auf Platz 1 die englische Firma Mitchells & Butlers mit diversen Unterseiten … und einer von der Email deutlich abweichenden URL, aber unter Kontakt identische Adreßdaten. Sehr verdächtig!
Weitere Verdachtsmomente
Auf meinen Versand der Weinkarte hin lieferte die prompte Antwortemail gleich mehrere Verdachtspunkte:
- Bestellung ohne Probeflaschen – unglaubwürdig bei einem Neukunden
- keine Preisverhandlung – undenkbar bei mehreren Tausend Flaschen
- Zahlungsziel gefordert
Verifizierung
Eine Antwort auf meine Bitte an Mitchells & Butlers um Bestätigung der Identität ihres Mitarbeiters bzw. Authentizität der Anfrage habe ich bisher leider nicht erhalten.
Der Verband Deutscher Weinexporteure lieferte jedoch mit seiner Warnung die entsprechende Korrespondenz einer Sektkellerei gleich mit, in der Mitchells & Butlers bestätigen, daß der vorgebliche Mr Scott kein Mitarbeiter ihres Hauses ist.
Damit hat sich “Mr Scott” genügend geoutet, um auf meiner schwarzen Liste zu landen, es sei denn, er wäre wider jegliches Erwarten mit Vorkasse einverstanden.
Hallo Frau Fuchs,
gut, dass Sie immer so auf der Hut, getreu dem Motto: „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“, sind.
Gruß Ingo
Hallo Ingo,
man kann leider gar nicht vorsichtig genug sein … und wenn sich dann einer schon so offensichtlich als Betrüger zeigt, dann sollte möglichst auch kein Kollege oder anderer Lieferant auf solch eine miese Masche hereinfallen müssen.
Gruß
Hildegard
Danke für die gute Recherche zum Herrn Scott. Natürlich hat man gleich einen Verdacht, doch Gewissheit ist dann doch gut.
Gruß
Markus Spindler
Hallo Herr Spindler,
war mir zwar nicht wirklich ein Vergnügen, denn schließlich machen diese *man denke sich hier ein böses Wort* nur unnötige Arbeit.
Würde mich freuen, wenn auch andere Kollegen mit solchen “Krimi”-Berichten anfangen würden. Mit der geballten Kraft der Winzer könnten wir den Scammern der Welt doch deutlich den Spaß verderben.
Gruß
Hildegard Fuchs