
Nachdem der 2024er Portugieser Weißherbst, ein lieblicher Roséwein, vor Kurzem neu abgefüllt wurde, fragte ein Kunde, weshalb ausgerechnet dieser – und nur dieser eine Roséwein – in unserem Sortiment “Weißherbst” heißt.
Was ist also der Unterschied zwischen Rosé und Weißherbst?
Weißherbst ist eine spezielle Form von Roséwein: Jeder Weißherbst ist ein Rosé, aber nicht jeder Rosé ist ein Weißherbst. Alles klar?
Bedeutung von “Roséwein”
Roséweine werden in Deutschland grundsätzlich aus Rotweintrauben gekeltert. Dabei achtet der Winzer darauf, dass nur wenig Farbe aus den Beeren in den Most gelangt.
Farbpalette von Rosé und Weißherbst
Die erlaubte Farbe ist für Roséweine vom Weingesetz nicht eindeutig definiert. Die Farbpalette kann vom Goldton bis hin zu hellem Rot reichen. Letztlich entscheidet die Landwirtschaftskammer bei der Qualitätsweinprüfung, ob ein sehr dunkel geratener Roséwein doch eher Rotwein heißen muss, oder ob ein relativ heller Rotwein eher unter die Rosés fällt. Klar definierte Analyse- oder Messwerte gibt es dafür nicht.
Einfluss der Rebsorte auf die Färbung von Rosé und Weißherbst
Bei Rotweintrauben, deren Fruchtfleisch hell ist, funktioniert das Erreichen eines schönen Rosétons relativ einfach, indem man sie nach allenfalls geringer Standzeit wie Weißwein keltert. Dabei gelangt ein wenig, aber nicht zu viel der natürlichen Farbe aus den Beerenschalen in den Most, der dann zu einem hellrosa Wein vergärt. Spätburgunder, Portugieser oder der aromatische Rosenmuskateller sind dafür bestens geeignet. Sie liefern wunderschöne, hellrosa Weine.
Bei farbintensiven Rotwein-Rebsorten wird das Keltern von Roséwein schon etwas schwieriger: Dornfelder ist dank seines durchgefärbten Fruchtfleischs sehr farbintensiv. Um einen schönen Dornfelder-Rosé zu keltern, muss man blitzschnell arbeiten und jegliche Standzeiten vermeiden. Im Ergebnis wird er immer einen dunkleren Roséton als ein Spätburgunder zeigen.
Bei den extrem farbkräftigen Reben wie Dunkelfelder oder Cabernet Mitos ist es wenig sinnvoll, aus den tiefdunkelroten Beeren mit ihrem farbintensiven Saft einen rosafarbenen Wein keltern zu wollen – sie sind in ihrer natürliche Färbung dafür einfach zu dunkel.
Weiß + Rot = Rosé?
In anderen EU-Ländern sind auch Verschnitte aus Weißwein und Rotwein zulässig. Dies ist bei uns nicht gestattet.
Besonderer Roséwein: Weißherbst

Weißherbst ist eine Spielart des Roséweins, die es nur in Deutschland gibt.
Grundsätzlich muss ein Weißherbst mindestens ein Qualitätswein sein, dessen Anbaugebiet auf dem Etikett genannt wird. Darüber hinaus muss der Wein vollständig = zu 100% aus einer Rebsorte kommen. Auch eventuell zugesetzte Süßreserve fällt unter diese Anforderung.
Sofern diese Kriterien erfüllt sind, darf der Roséwein “Weißherbst” heißen, muss es aber nicht. Es ist letztlich eine Geschmacks- bzw. Marketingfrage, welche der beiden Bezeichnungen ein Wein trägt.