“Es gibt keine Maikäfer mehr …” sang Reinhard Mey in den 70er Jahren, und es ist in der Tat schon lange her, daß ich eines dieser braunen Krabbeltiere zuletzt gesehen habe.
Irrtum, Herr Mey, denn ich habe hier etwas für Sie …
Krabbeltiere im Schredderhaufen
Gestern war ich wieder einmal dabei, Mulch in den Gemüsebeeten zu verteilen, um bei der anhaltenden sommerlichen Wärme und Trockenheit die Feuchtigkeit besser im Boden zu halten.
Als Mulchmaterial verwende ich geschreddertes Schnittmaterial, das alljährlich anfällt, wenn wir den gesammelten Obstbaum- und Heckenschnitt durch einen großen Schredder jagen. Übrig bleibt bei dieser Aktion ein kleiner Hügel mehr oder weniger holzigen Materials, durchsetzt von trockenen Blättern und Nadeln, gehackten Wurzelstückchen und allem, was sonst noch an Grünmaterial bei dieser Gelegenheit kleingeschnitzelt wird.
Daß im Schredderhaufen immer massenhaft Regenwürmer und anderes Krabbelgetier zugange sind, ist nichts Neues. Während ich – mit Schubkarre und Mistgabel bewaffnet – das gehäckselte Material auflud, entdeckte ich einige mir unbekannte Tiere: eindeutig Raupen oder Larven. Ich sortierte die 2–3 cm langen Tierchen auf die andere Seite des Schredderhaufens, sagte “Entschuldigung” und deckte sie wieder zu.
“Dickie”
Bei der nächsten Fuhre hatte ich dann den Burschen oben im Bild auf der Gabel. Meine Güte, was für ein wohlgenährter Brummer: gut 6 cm lang und daumendick räkelte er sich auf dem mit Schredder beladenen Schubkarren und rieb sich quasi die Augen, weil er anscheinend mitten im Schlaf gestört worden war. Freundlicherweise machte er keine Anstalten, das Weite zu suchen, sondern ließ sich seelenruhig ablichten. Natürlich habe ich danach an geschützter Stelle ein Loch in den Haufen gescharrt und “Dickie”, wie ich ihn im Geiste nannte, wieder sicher vor Sonne und Raupenfressern schlafen gelegt.
Wer bist Du?
Meine Neugier, was Dickie einmal werden will, wenn er groß ist, war geweckt. Die Webseite über Schmetterlinge und deren Raupen von Walter Schön bietet tolle Infos, darunter – sortiert nach Fund-Monaten – die verschiedenen Raupenarten mit Bild und kurzer Beschreibung. “Dickie” war dort leider nicht zu finden, wohl aber das Angebot von Herrn Schön, bei ihm nachzufragen. Seine Emailantwort kam prompt: Dickie ist keine Schmetterlingsraupe, sondern eher eine Käferlarve.
Maikäfer?
Der Käfer-Tip paßte genau: unter Käferlarven finden sich im Netz etliche Bilder, die unserem Dicken sehr ähnlich sehen. Auf den ersten Blick halte ich ihn für einen Maikäfer-Engerling. Es gibt aber wohl noch einige andere Käferlarven, die der des Maikäfers sehr ähneln, und die für den Laien nur schwierig zu unterscheiden sind, nämlich die des Junikäfers und des Rosenkäfers. Vielleicht liest hier gelegentlich ein Fachmann/eine Fachfrau mit und klärt uns auf?
Maikäfer flieg …
Was für ein Käfer Dickie nun auch werden mag, er wird ganz sicher ein kapitales Exemplar, und ich würde mich freuen, wenn er sich nach dem Verpuppen wieder einmal sehen läßt.