Zwischen den Jahren machte mich meine zukünftige Schwägerin – ihres Zeichens englische Muttersprachlerin, die derzeit dabei ist, Deutsch zu lernen – auf ein interessantes Sprachlernprogramm im Internet aufmerksam: Duolingo.
Kostenloses Sprachlernprogramm
Sprachenfreak, der ich nunmal bin, war ich natürlich neugierig und schaute mir die Software ausführlich an. “Kostenloser Sprachunterricht. Für immer” lautet die Begrüßungszeile, die den Besucher auf der Startseite empfängt. Klickt man direkt auf “anfangen”, stehen dort Englisch, Französisch und Spanisch für Deutschsprachige zur Auswahl.
Für Lernende mit Englisch als Lehrsprache gibt es ein weitaus größeres Sprachangebot; darüber hinaus gibt es eine Menge weiterer Lehrsprachen, für die zumindest Englisch und oft auch weitere Sprachen verfügbar sind.
Start bei Null oder Vorkenntnisse testen
Hat man sich für eine Sprache entschieden, kann man entweder bei “Null” anfangen, oder aber – so man Vorkenntnisse besitzt – sich einstufen lassen.
Die Lektionen bestehen aus mehreren Arten von Übungen:
- Neue Vokabel lernen: Klick auf das richtige Bild, das den Ton gleich mitliefert
- Diktat: ein Ausdruck oder Satz soll geschrieben werden. Man kann den Text beliebig oft, langsam oder schnell anhören
- Übersetzung: ein Ausdruck oder Satz soll von der einen in die andere Sprache übersetzt werden. Der fremdsprachige Text ist zu sehen und zu hören. Zum Spicken gibt es gleichzeitig mouse-over Vokabelhilfen.
Die App für Mobilgeräte arbeitet ein wenig anders als die Desktopversion. Hier muß weniger Text eingegeben werden, stattdessen gibt es Baukästchenteile für die Sätze, die man nur anzuklicken braucht. Zudem bietet die App Sprachaufzeichnung zur Aussprachekontrolle.
Selbstversuch mit Englisch
Da mein Englisch nicht so schlecht ist, kam ich beim Einstufungstest relativ weit voran. Bereits abgehakte Lektionen werden im Lernbaum goldgelb gezeigt, weitere werden im Laufe des weiteren Lernfortschritts zum Lernen und Üben freigeschaltet.
Zwischen den weiterführenden Lektionen finden sich immer wieder Schaltflächen, um Fähigkeiten freizutesten. Wer sich durch diese Test erfolgreich durcharbeitet, kann mit einem Satz um etliche Lektionen weiterspringen, damit es nicht langweilig wird.
Lernbaum abgearbeitet
Hat man den “Lernbaum” einmal durchgearbeitet, ist allerdings noch lange nicht fertig. Als sich die Icons endlich alle in Gold zeigten, gratulierte mir die Duolingo-Eule zwar in netter Weise, aber meine Sprachkenntnisse dümpelten immer noch bei mageren 56% und auf Level 12. Wie kommt man weiter?
Glücklicherweise findet der fleißige Lerner zu solchen Fragen Hilfe unter “Diskussion”, wo man mich aufklärte, daß der Lernbaum beileibe nicht golden bleibt, sondern innerhalb weniger Tage überall dort wieder bunt wird, wo die Eule meint, daß man noch weiter üben sollte. Bleibt man fleißig dabei, geht es weiter bis Level 25, wobei die zu erarbeitende Punktzahl von Level zu Level auf den höheren Rängen deutlich über der in den Anfängerlektionen liegt.
Lernen andersrum: Englisch – Deutsch
Nachdem ich Deutsch-Englisch einmal durch hatte, schaltete ich aus Neugier auf Englisch-Deutsch um, d.h. auf den Deutschkurs für Englischsprachige, durch den sich meine Schwägerin in Spe durcharbeitet. Es ist recht interessant – und jetzt liegen meine Deutschkenntnisse immerhin bei stolzen 50%! 🙂 🙂 🙂
Momentan wird Englisch mir ein wenig langweilig. Ich habe den Eindruck, daß das Programm mich auf-Teufel-komm-raus dazu bringen will, alles mehrfach zu wiederholen – im Dauerbetrieb etwas öde. Ich beschränke mich daher zur Zeit im Englischen darauf, gelegentlich auf “Fähigkeiten stärken” zu klicken und dort die Zeitübung zu machen, die doppelte Punktzahl gegenüber den normalen Übungen bringt.
Positives und Negatives im Sprachlernprogramm
Als erster und wichtigster Punkt auf der Positivseite: es macht wirklich Spaß! Das Sprachlernprogramm vermittelt die Kenntnisse spielerisch, in kleinen, nach Themen geordneten Schritten. Bei Neuheiten in der Grammatik gibt es eine kurze Einführung/Erklärung, die recht hilfreich ist. Wer sich nicht um Grammatik kümmern möchte, dürfte zumindest im Anfang mit theoriefreier Nachplappertechnik zurechtkommen.
Auf der Negativseite verbuche ich die Vokabelauswahl. Warum Tiere wie Ameise, Hai, Wal oder Spinne in den ersten paar Lektionen vorkommen, verstehe ich beim besten Willen nicht.
In der Handhabung ist das Programm recht einfach gestaltet; nur das Umschalten von einer Lehrsprache zur anderen ist ein wenig umständlich.
Auf Wunsch erinnert Duolingo seine Nutzer täglich per Email an das festgelegte Lernziel, das sich übrigens jederzeit ändern läßt, und das ich vorsichtshalber auf schlappe 10 Punkte (den niedrigstmöglichen Wert) eingestellt habe.
Wettstreit der Sprachenlerner
Kennt man andere Nutzer, kann man ihnen folgen; folgt man sich gegenseitig, tauchen die Nutzernamen in einer Bestenliste auf, wo man den wöchentlichen Punktestand seiner Mitstreiter mt dem eigenen messen kann. Ob man deswegen mehr oder intensiver lernt, sei dahingestellt …
Wer mit mir mitspielen will: mein Benutzername ist “weinhexe”. 🙂
Fazit
Bisher habe ich Duolingo nur zum Auffrischen und Intensivieren von Sprachen verwendet, in denen ich bereits einige Vorkenntnisse habe. Zu diesem Zweck bietet das Sprachlernprogramm wertvolles Übungsmaterial.
Warnung: Für Sprachfreaks birgt Duolingo hohes Suchtpotential. 🙂 Ich konnte nicht widerstehen und habe praktisch alle Sprachen, mit denen ich mich irgendwann beschäftigt habe, ausprobiert und verfolge sie weiter.
Ob und wie gut das Erlernen einer neuen Sprache mit Duolingo funktioniert, kann ich nur eingeschränkt beurteilen. Für Grundkenntnisse reicht es sicher; bei grammatikintensiven Sprachen stelle ich es mir recht schwierig vor, die grammatikalischen Details ohne fachkundige Hilfe gänzlich zu erschließen.
Da sich im Sprachensortiment zur Zeit nichts findet, was mich wirklich dringend reizt, werde ich vorerst sicher keine neue Sprache in Angriff nehmen.
Hallo Frau Fuchs,
inzwischen wurde und wird Duolingo überarbeitet. Vielleicht ein Grund mal wieder reinzuschauen?
Gruß Ingo