Das milde Frühjahr 2015 hat die Natur sehr zeitig zum Sprießen gebracht: Bäume und Sträucher treiben geradezu explosionsartig aus. Überall grünt und blüht es, eine wahre Wonne für das Auge.
Bereits am 15. April begannen sich in Weinbergen in besonders frühen Lagen die ersten Triebspritzen zu öffnen – etwa 3–4 Wochen (!) früher, als sie das normalerweise tun.
Früher Austrieb – lange Vegetationsperiode
Einerseits ist der frühe Austrieb wunderbar, denn je früher die Vegetationsperiode der Reben beginnt, desto länger kann sie andauern, und desto größer sind damit die Chancen auf einen Spitzenjahrgang mit besonders hohen Mostgewichten. Andererseits:
Nachtfrostgefahr vor den Eisheiligen
Die frühlingshaften Tagestemperaturen bei klarem, sonnigem Wetter bringen naturgemäß ebenso klare und damit kalte Nächte mit sich. Das Thermometer kann dadurch in der Nacht leicht auf Werte “nahe dem Gefrierpunkt” fallen. Solange die Temperatur – wenigstens knapp – über Null bleibt, sind die kalten Nächte für die Reben kein Problem.
Aber: nicht umsonst heißt es auch bei uns im warmen “Weinbauklima”, daß erst nach den Eisheiligen, nämlich den Namenstagen von
- Pankratius – 12.5.
- Servatius – 13.5.
- Bonifatius – 14.5.
- Sophia – 15.5. “Kalte Sophie”
die Spätfrostgefahr vorbei ist. Erst ab dem 15. Mai ist man auf der sicheren Seite und braucht sich vor Nachtfrost nicht mehr zu fürchten.
Frostschaden – Risiko für Obst und Weinbau
Während der Winterruhe ist das Rebholz der meisten Sorten relativ frostfest; erst bei Temperaturen unter minus 20 Grad erfrieren die Reben.
Dagegen sind die jungen Triebe der Reben – ebenso wie die Blüten von Obstbäumen – überaus frostempfindlich. Einem Nachtfrost können die zarten Blättchen nichts, aber auch gar nichts entgegensetzen; sie erfrieren, werden braun und dann fallen ab.
im April 2011 – nach dem ebenso frühen Austrieb wie in diesem Jahr – hatten einige kalte Nächte vor allem in der Pfalz große Gebiete erwischt. Das frische junge Grün verschwand praktisch über Nacht und ließ braune, tote Triebe zurück – ein trauriger Anblick.
Frostschaden und seine Folgen
Die meisten von solchem Frostschaden betroffenen Reben werden, wenn auch mit etwas Zeitversatz, wieder neu austreiben. Auf den ersten Blick scheint es also gar nicht so schlimm zu sein, wenn einmal ein Weinberg vom Spätfrost getroffen wird. Nach wenigen Wochen sieht er wieder gesund und grün aus.
Wer genauer hinschaut, stellt jedoch fest, daß die “zweite Besetzung” des Austriebs zwar genügend Blattwerk produziert, um die Rebe weiterwachsen zu lassen, daß jedoch der Fruchtansatz weitgehend fehlt.
Das bedeutet für den Winzer, daß sämtliche Pflegearbeiten über den Sommer bis in den Herbst hinein vorgenommen werden müssen. Bodenpflege, Laubarbeiten, Pflanzenschutz … alles findet ganz normal statt, nur die Ernte fällt am Ende der Saison aus, weil allenfalls hier und da einmal ein Hängel Trauben zu finden ist. Solch einen Frostschaden-Weinberg kann man mir zwei Eimern abernten.
Hoffen wir das Beste!
2011 hatten wir großes Glück, daß der Spätfrost nur ganz wenige unserer Weinberge traf. Hoffen wir das Beste für 2015, daß nicht wieder ein eisiger nächtlicher Hauch über die grünen Hügel zieht!
Hallo Frau Fuchs,
ich hoffe die Eisheiligen haben Ihre Region in diesem Jahr nicht besuchen können. In diesem Jahr sieht es in manchen Regionen so aus, als wären wir auch nach dem 15. Mai noch nicht auf der „sicheren Seite“.
Hallo Herr Pahl,
bisher ging alles glatt; allerdings melden die Wetterfrösche für die zweite Hälfte der Woche deutlich kühlere Tages- und Nachttemperaturen. Es sollte bei uns aber reichen, daß wie nachts nicht in den Minusbereich rutschen … schließlich sind wir hier im “Weinbauklima”. Die Reben treiben inzwischen übrigens fröhlich weiter und bilden schon Gescheine (= Winzer-Fachjargon für Blütenstände). Hoffen wir also das Beste!
Hallo Frau Fuchs,
ob das Wetter dafür Verständnis aufbringt, das Sie im “Weinbauklima” ansässig sind? Ich drücke Ihnen die Daumen das sich die Eisheiligen, aufgrund der Klimaerwärmung, nicht verspätet haben.
Hallo Herr Pahl,
Sie sehen: es klappt; auf unser “Weinbauklima” kann man sich getrost verlassen. Ich glaube, Petrus genießt auch ganz gerne einen guten Tropfen, nicht immer nur Manna … 🙂 Jetzt hoffen wir drauf, daß der Gute uns mal einen schönen, gehaltvollen Landregen schickt, denn es ist knochentrocken draußen. Die Reben können es (noch) ab, aber die kleinen Zuckerrübchen lassen die Ohren ganz schön hängen.
Hallo Frau Fuchs,
ich drücke Ihnen die Daumen, dass Ihr „guter Draht nach oben“ erhalten bleibt.
Dankesehr – das können alle Landwirte brauchen! 🙂