Im Mai hatte ich unter “Tomaten-Experimente” bereits über die verschiedenen Tomatensorten geschrieben, die ich dieses Jahr gepflanzt habe. Nun kann ich endlich über deren Wuchs und vor allem über den Geschmack der Früchte Bericht erstatten.
Die dieses Jahr gepflanzte Sortenauswahl reicht von ganz normalen runden Tomaten und Eiertomaten bis zu recht exotischen Formen, die ich zum Teil als Samen über das Internet, zum Teil als vorgezogene Pflanzen im Gartencenter und auf dem alljährlich im Mai in Zell stattfindenden Fest “Oliandi” erstanden habe.
Beginn der Tomatenernte
Während in früheren Jahren die Tomatenernte bereits Mitte Juli einsetzte, reiften dieses Jahr die ersten Tomaten nur sehr zögernd. Ein paar einzelne Früchtchen konnte ich hier und da ab Ende Juli picken, aber erst im August ging es richtig los. Grundsätzlich kann ich sagen, daß die Tomaten umso früher reifen, je kleiner ihre Früchte sind – logisch!
Standard-Tomatensorten
Unter Standard-Tomatensorten verstehe ich all jene, von denen man Samen oder Pflanzen problemlos und überall kaufen kann. Sie dienen uns quasi als Grundausstattung, denn bei den Experimentiersorten weiß man ja vorher nicht, was draus wird.
Harzfeuer
Diese Tomate säe ich seit Jahren selbst aus. Die Pflanzen sind wüchsig ohne allzu sehr zu wuchern und tragen zuverlässig.
Ihre runden Früchte werden nicht allzu groß und schmecken sehr gut. Eine gute, ganz “normale” Tomate für den Alltagsbedarf.
Roma
Die längliche Eiertomate ist im vorderen Teil bauchig geformt und trägt eine deutliche Spitze. Die Früchte werden im Durchschnitt 6–8 cm lang. Sie sind festfleischig und von sehr gutem Geschmack.
Die Pflanzen sind leicht aus Samen zu ziehen; dieses Jahr hatte ich die Pflanzen – nachdem so viele meiner Sondersorten nicht so recht keimen wollten, im Gartencenter gekauft.
Ihr Wuchs ist gedrungen; selbst wenn man sie regelmäßig ausgeizt, erreichen sie kaum mehr als einen Meter Höhe. Die geringe Höhe empfinde ich als deutlichen Nachteil, denn die Früchte hängen sehr in Bodennähe, was einerseits zu Verschmutzungen, andererseits zu Schneckenfraß führt.
In feuchten Sommern hatte ich bei dieser Sorte gelegentlich Probleme mit der Kraut- und Braunfäule.
Cocktail-/Kirschtomaten
Die im Gartencenter als Cocktail-Tomaten gekauften Pflanzen entpuppten sich leider als Riesentomaten: sehr groß und rund schmecken sie gut, entsprechen aber in keinster Weise ihrem Sortenschildchen. 🙁
Besondere Tomatensorten
Möglicherweise kennt der eine oder andere Tomatenfreak die im Folgenden beschriebenen Sorten schon lange – für mich sind sie neu und daher “besonders”. 🙂
Andenhorn
Die eigenwillig, nämlich hornartig geformte Tomate wird sehr groß; sie bringt es leicht auf etwa 12–15 cm Länge.
Das Fruchtfleisch ist fest und schmeckt sehr aromatisch.
Die im Mai gekauften Pflanzen waren ein wenig schlaksig, holten aber, tief gepflanzt und am Spalier gezogen, schnell an kräftigem Wuchs auf und sind inzwischen fast 2 m hoch. Die Ertragsmenge hält sich in Grenzen, da die Früchte sehr lange zum Reifen brauchen. Empfehlenswerte Sorte!
Johannisbeertomate
Diese Mini-Cocktailtomate hatte ich bereits im vorigen Jahr ausprobiert und wollte sie aufgrund der mühseligen Erntearbeit und ihrer geringen Platzfestigkeit wegen nicht mehr pflanzen.
Nachdem sich jedoch eine Pflanze selbst ausgesät hatte, brachte ich es nicht über mich, den kräftigen Sämling auszurupfen, sondern verpaßte ihm einen Stickel …
Geschmacklich sind die Johannisbeertomaten hervorragend. Ich könnte mir vorstellen, in Zukunft eine Einzelpflanze in einem großen Kübel auf der Terrasse als “Naschobst” beizubehalten.
Ochsenherz
Die beiden Ochsenherz-Tomatenpflanzen stammen vom Oliandimarkt. Sie waren etwas schwächlich im Wuchs, holten aber im Freiland schnell auf – inzwischen sind sie fast 2 m hoch.
Die Früchte sind sehr groß, manche herzförmig, andere sehr breit geformt. Die rechts abgebildete Tomate war bisher die größte mit 732 g Gewicht und 39 cm Umfang.
Die Ochsenherztomaten schmecken sehr aromatisch. Ihr Fruchtfleisch ist fest, aber trotzdem saftig. Es erinnert in der Konstistenz an reife Melonen.
Als Einzelpflanze ist diese Tomate ein echter Hingucker. Ich werde die Ochsenherzen sicher in unser Tomatensortiment aufnehmen, allerdings reichen 1–2 Pflanzen.
Prinz Borghese
Eine kleine, runde Tomate, die in ihrer Färbung (beschrieben wird sie als “tiefrot”, vielleicht liegt’s an unserm Boden?) eine deutliche orange-rote Marmorierung aufweist.
Von fünf ausgesäten Pflanzen hatte nur eine gekeimt – diese allerdings zeigt sich sehr wüchsig.
Der Geschmack ist aromatisch, aber nicht wirklich auffällig – vermutlich werde ich diese Sorte nicht wieder pflanzen.
Quadro
Die rundliche Eiertomate hatte ich als vorgezogene Pflanze gekauft. Nach anfänglichem Schwächeln haben die beiden Pflanzen zügig aufgeholt und die 2-m-Obergrenze des Spaliers erreicht.
Die Pflanzen bringen üppigen Ertrag; die Früchte sind dickfleischig und wohlschmeckend und damit eine echte Alternative zur viel niedriger bleibenden Roma-Tomate.
Red Pear
Diese Tomate habe ich schon zum zweiten Mal gesät, denn unsere Oma schwärmte im letzten Jahr geradezu für ihre Früchte.
Die Pflanzen gedeihen üppig und bringen reichen Fruchtansatz. Zur Zeit sind sie etwa 1,60 m hoch.
Die birnenförmigen Tomätchen schmecken sehr aromatisch. Sie färben etwas ungleich durch und müssen daher lange genug am Stock reifen dürfen. Bei feuchtem Wetter neigen die dünnhäutigen Früchte leider etwas zum Platzen.
Ei von Phuket
Die kleinen Eiertomaten haben eine ungewöhnliche, intensive Färbung: während der Reife wechseln sie von zartem Rosa zu leuchtendem Pink.
Die Früchte schmecken aromatisch und haben eine sehr dünne Schale. Die Größe ist gerade recht, um nicht allzu viel Arbeit bei der Ernte zu machen, aber die Tomaten sind klein genug, um sie am Stück zu naschen.
Die Pflanzen hatte ich selbst gesät; drei von fünf Kernen keimten zügig und brachten kräftige Pflanzen, die sich sehr wüchsig zeigen und guten Fruchtansatz bringen. Interessante Sorte, die ich wahrscheinlich wieder pflanzen werde.
San Marzano
Nach den schlechtkeimenden Aussaaten vom Frühjahr waren diese Jungpflanzen ein Verlegenheitskauf im Gartencenter – und entpuppten sich als der Tomatenhit des Jahres.
Die San Marzano-Pflanzen wachsen sehr gut und bringt überaus üppigen Fruchtansatz.
Die langen, schmalen Früchte werden bis etwa 15 cm lang und schmecken sehr aromatisch. Ihr Fruchtfleisch ist fest und dennoch saftig – optimal für Salate, für Saucen und zum Trocknen.
Ein “must have” für’s nächste Jahr, unbedingt empfehlenswert!
Santasian
Diese Datteltomate habe ich zum zweiten Mal selbst ausgesät: die leider recht kostspieligen Samen keimten problemlos und brachten kräftige Jungpflanzen.
Das Wachstum der Sorte ist nicht allzu üppig zu nennen, sie wachsen langsam in die Höhe und bleiben recht licht.
Die kleinen, eiförmigen Früchte schmecken aromatisch und platzen nur bei Regen gelegentlich auf. Gute, wohlschmeckende Alternative zu den ewig platzenden runden Cocktailtomaten
Schwarze Pflaume
Als vorgezogene Pflanzen auf dem Zeller Oliandifest gekauft, brauchten die Schwarzen Pflaumen eine Weile, bis sie im Freiland richtig wuchsen.
Die Pflanzen sind eher zierlich als üppig zu nennen, dennoch bringen sie guten Fruchtansatz.
Die Tomaten sind eigenwillig gefärbt, was mich immer wieder hadern läßt, ob sie wohl schon reif sind oder nicht. Ihr Geschmack ist gut, aber nicht so außergewöhnlich, daß ich sie wieder pflanzen würde – die Färbung stört mein Auge einfach zu sehr.
Small Eggs
Die klein gekauften Pflänzchen blieben sehr zierlich im Wuchs: dünne, fast spittelig zu nennende Triebe mit ebenso feinen Blättern bringen ebenso winzige Fruchtansätze.
Die Miniatur-Eiertomätchen schmecken ohne Frage sehr aromatisch. Leider haben sie eine so starke Tendenz zu platzen, daß es mir bisher kaum gelungen ist, mehr als 30% nicht-geplatzte Früchte heimzubringen – brauche ich daher nicht wieder.
Fazit
Es lohnt sich sehr, einmal mit neuen Sorten zu experimentieren – bin schon gespannt, welche mir im nächsten Frühjahr begegnen werden. 🙂
Liebe Hildegard,
das ist ein super Bericht oder Post, wie man es ja in der Bloggerwelt so nennt.
Diese Tomaten und die Bilder und die Erfahrungen, ganz groß für eine Hobby-Gärtnerin wie mich. Klar auch die Köchin, wenn sie San Marzano liest und die hier in unseren Breitengraden gedeihen, dann ist es ein sicher gutes Händchen. Trotzdem macht es mir Mut, ich muss das nächstes Jahr probieren und diese Sorte anbauen. Auch die anderen Sorten ganz wunderbar kennen zu lernen. Es geht einfach nichts über diesen frischen Sommergenuss so direkt und ausgereift genossen, auch wenn dieses Jahr alles in der Zeit verrutscht ist.
Danke für diese tollen Informationen und den Post.
Liebe Grüße
Ingrid
Liebe Ingrid,
freut mich sehr, daß Dir der Tomatenbericht so gut gefällt. Ich hoffe, in den nächsten Wochen noch eine oder zwei Beschreibungen nachlegen zu können, denn die arg schwächelnden, weil schlecht aufgegangenen Pflanzen der Sorten “Rocky” und “Teardrop” habe ich natürlich nicht entsorgt, sondern mit ein paar anderen Mickerlingen in eine spezielle “Verreckerles-Reihe” gepflanzt. Sie sind nicht wirklich durchgestartet, aber inzwischen sieht man zumindest, daß es Tomatenpflanzen sind. Und die ersten, noch grünen Früchte hängen auch dran.
Herzliche Grüße
Hildegard