Wein-Anbau: “Klassische” vs. Naturhecken-Erziehung

Klassischer Rebschnitt auf einen Bügel, der später flach oder im Bogen angebunden wird.
Klassischer Rebschnitt auf einen Bügel.

Ob klassische Spalier- oder Naturhecken-Erziehung: Winter ist Schnittzeit in den Weinbergen. Überall in den Weinbaugebieten sieht man im Januar und Februar fleißige Hände beim Rebschnitt.

Es gibt jedoch verschiedene Formen, wie der Rebschnitt und die sich daraus ergebende “Erziehung” der Rebanlagen erfolgen kann.

Rebschnitt: Warum werden Weinreben überhaupt geschnitten?

Reben tragen am “einjährigen” Holz. Das heißt: Nur die im Frühjahr frisch ausgetriebenen grünen Triebe treiben Blüten und infolgedessen auch Früchte.

Würde man die Reben gar nicht schneiden, würde innerhalb kürzester Zeit ein undurchdringlicher Dschungel entstehen. Die Stöcke würden innen verkahlen und außen in unkontrollierbarer Länge in alle Richtungen wachsen. Triebe würden kreuz und quer über die Spaliere ranken, den Boden bedecken und jegliche Bearbeitung und Pflege innerhalb der Rebzeilen unmöglich machen.

Durch den Rebschnitt wird das übermäßige Längenwachstum eingeschränkt. Der Drahtrahmen, der wie ein Spalier die Triebe hält, hindert die Triebe daran abzubrechen und hält sie so in Form, dass die notwendige Pflege ohne Schaden für die Anlage erfolgen kann.

Klassische Spaliererziehung und Heckenschnitt-Erziehung im Vergleich

Spaliererziehung: Der klassische “Guyot-Schnitt” 

Diese Erziehungsform mit Schnitt auf einen oder zwei “Bügel” ist bei uns weit verbreitet. Die Rebe wird auf eine oder zwei Fruchtruten zurückgeschnitten, die im Bogen oder auch flach am Drahtrahmen angebunden werden. Am jungen Austrieb daraus bilden sich Blüten und Frucht.

Vor- und Nachteile des Guyot-Schnitts

Der Schnitt ist sehr (hand)arbeitsintensiv. Im Lauf des Austriebs müssen die Triebe im Spalier befestigt – “geheftet” – werden. Die Erziehungsform erlaubt gute Kontrolle des Wachstums und der Ertragsmengen. Die Reben haben Licht und Luft und bilden große Trauben.

Naturhecken-Erziehung

Naturheckenerziehung der Rebe mit  kurzem Fruchtholz
Naturheckenerziehung der Rebe mit kurzem Fruchtholz

Die Naturheckenerziehung setzt auf natürlicheres Wachstum der Rebe, ohne sie wie beim “Minimalschnitt”, der oftmals als “gar-kein-Schnitt” missverstanden wird, nahezu vollständig sich selbst zu überlassen.

Grundprinzip der Naturhecken-Erziehung ist, die Rebe deutlich mehr Stammholz als bei der klasssischen Erziehung ausbilden zu lassen, aber dennoch den Austrieb so zu kontrollieren, dass die Stöcke nicht verkahlen und Frucht ansetzen können. Gleichzeitig führt dieser Wuchs zu einer besseren Wurzelausbildung.

Vor- und Nachteile der Naturhecken-Erziehung

Der Rebschnitt erfolgt maschinell. Die Rebe wird dabei nicht bis ins alte Holz zurückgeschnitten; die Vermeidung großer Schnittwunden senkt die Anfälligkeit für Pilzerkrankungen deutlich. Die breiter aufgebaute Laubwand braucht mehr Platz in der Breite und ein deutlich stabileres Spalier als die “klassische” Erziehung. Sie bietet den Trauben jedoch besseren Schutz gegen Hagel und Sonnenbrand.

Durch die höhere Wuchsform als am Spalier sind die Rebstöcke weniger durch späten Bodenfrost gefährdet. Die Trauben brauchen eine etwas längere Reifezeit, die jedoch nur von Vorteil ist, da sonniges Herbstwetter mit kühlen Nächten die Ausbildung der Aromen begünstigt.

Um gute Duchlüftung zu gewährleisten, ist regelmäßiger Sommerschnitt (Laubschnitt) unabdingbar. Die Reben bilden mehr, aber deutlich kleinere und je nach Rebsorte auch lockerer gebaute Trauben. Das führt einerseits zu geringeren Erträgen, andererseits aber auch zu höherem Extrakt und demzufolge zu dichteren, geschmacksintensiveren Weinen, weil das Mengenverhältnis von Schale zu Fruchtfleisch in den Beeren günstiger ist.

Warum wir auf Naturhecken-Erziehung setzen

Nach ersten Versuchen in einzelnen Weinbergen waren wir von den Vorteilen der Naturhecken-Erziehung bald überzeugt: Der gesunde Wuchs der Reben in dieser Erziehungsform und vor allem die Qualität des Leseguts sprechen deutlich für sich.

Nach unserer Erfahrung ist die Naturhecken-Erziehung für Rotwein– wie Weißwein-Rebsorten gleichermaßen gut geeignet.

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