Trockener Wein ist in aller Munde – zumindest theoretisch, denn international schwören Weinkenner auf trockene Weine und empfehlen sie zum Essen.
Der Begriff “trocken” steht beim Wein für keine oder nur ganz wenig Süße.
Im Weingesetz ist die Bezeichnung trocken exakt definiert: Grundsätzlich darf die Süße nicht höher als 4 g je Liter betragen. Ist der Säuregehalt höchstens 2 g niedriger als die Restsüße, so darf diese maximal bei 9 g je Liter liegen.
So weit die graue mathematische Theorie. Da für die Qualitätsweinprüfung zum “Deutschen Qualitätswein“ bzw. zum “Deutschen Prädikatswein immer eine exakte Laboranalyse erforderlich ist, wird erst danach die Bezeichnung trocken – oder auch nicht – festgelegt.
Trockene Roséweine
Trockene Rotweine
Geschmacklich bedeutet “trocken”, dass der Wein – egal ob Weißwein, Rosé oder Rotwein – kaum schmeckbare oder gar keine Süße erkennen lässt.
Machen wir mit den Zahlen von oben einmal ein Rechenbeispiel:
Süße: 3,8 g/l
Dieser Wein heißt auf jeden Fall “trocken”, egal, wie viel oder wenig Säure er hat, denn seine Süße liegt unter 4 g/l.
Süße: 8,3 /l
Säure: 7,4 g/l
Dieser Wein heißt ebenfalls “trocken”, denn seine Süße liegt unter 9 g/l, und seine Säure ist nur 0,9 g/l niedriger als seine Restsüße.
Nein – trockener Wein schmeckt keineswegs sauer; dieses geschmackliche Empfinden hängt einzig und allein von der Weinsäure, aber nicht von der Süße des Weines ab.
Stellen Sie sich bitte einmal den Geschmack von Wasser vor – pur und ohne Zusatz schmeckt es völlig neutral.
Geben Sie ein wenig Süße zu: Ein gestrichener Teelöffel Zucker entspricht etwa 4 g, dem Süßewert, bei dem Wein unabhängig von der Säure “trocken” heißt.
Sobald wir eine weitere geschmackliche Komponente in Form von Säure zugeben, zum Wasser z.B. Zitronensaft, schmeckt das eben mit 4 g Süße versetzte Wasser subjektiv etwas weniger süß, denn Süße und Säure heben sich geschmacklich gegeneinander auf.
Wollten wir den Begriff “trocken” für unser experimentelles Wassergemisch nach dem Weingesetz maximal ausreizen, so dürften wir auf einen Liter Wasser bis zu 9 g Zucker (etwas mehr als 2 gestrichene Teelöffel) Zucker zusetzen, sofern wir mindestens 7 g Säure zufügen. Bei gleichem Süße-Säure-Verhältnis würde ein Wein immer noch “trocken” heißen.
Natürlich bringt Wein weitaus mehr als Wasser, Süße und Säure ins Glas: Die Aromen der Rebsorte, die verschiedenen Säuren der Traube und nicht zuletzt der Alkohol sind wichtige Geschmackskomponenten.
Subjektiv wird ein trockener Wein mit geringer Süße und wenig Säure übrigens oft als milder empfunden als ein Wein, der etwas mehr Süße und Säure enthält.
Zum Essen sind trockene Weine hervorragende Begleiter. Während man immer noch Anweisungen findet, welcher Wein zu welchem Essen gehört, sehen wir das eher entspannt:
Erlaubt ist, was schmeckt!
Weißwein + Roséwein: ca. 12–14° C, eher sogar noch etwas kühler als empfohlen sein, denn im Glas erwärmt sich der Wein ohnehin sehr bald.
Rotwein: ca. 16–18° C. Er sollte ein Weilchen vor dem Genuss geöffnet werden, damit er atmen kann oder im Idealfall dekantiert werden.
Letztlich ist es Ihrer persönlichen Vorliebe überlassen, wie kalt, kühl oder temperiert Sie Ihren Wein am liebsten genießen möchten.
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