Gasbetriebener Schussapparat in den
Flörsheim-Dalsheimer Weinbergen
Alljährlich, wenn im Spätsommer die ersten Trauben reifen, sehen sich die Winzer mit ungebetenen Gästen konfrontiert, die in den Weinbergen erheblichen Schaden anrichten.
Schwärme von Staren, die aus mehr als einer Million einzelner Vögel bestehen können, fallen auf ihren Flügen in die Weinberge ein und fressen große Flächen innerhalb kurzer Zeit kahl.
Bis in die 1980er Jahre hinein war in den Weinbergen der Gemarkung Flörsheim-Dalsheim im Herbst der “Wingertsschütz” unterwegs.
Bewaffnet mit Pfeife, Schreckschusspistole und Raketen drehte er mit einigen Helfern seine Runden durch die Weinberge, um überall dort, wo die Vögel gesichtet wurden, sie mit Lärm zu vertreiben.
Bis der Star unter Naturschutz gestellt wurde, wurden die Vögel gelegentlich auch mit Schrot gejagt.
Der moderne Schutz vor Vogelfraß läuft weitgehend automatisch. Gemarkungsweit werden “Schussapparate” aufgestellt, die einen lauten Knall verursachen. Die Geräte können mit Acetylen oder mit Propangas betrieben werden.
Die Steuerung dieser Böllervorrichtung ist über Funk oder per Zeitschaltuhr möglich, die den erwünschten Knall auslöst.
In Flörsheim-Dalsheim erfolgt die Steuerung über eine Funkanlage, die alle Geräte der Gemarkung steuert. Der Knall der einzelnen Geräte wird in unregelmäßigen Abständen ausgelöst, um eine Gewöhnung der Vögel an den Lärm weitgehend zu verhindern.
Sobald der Funksender sein Signal schickt, öffnet sich am Schussapparat ein Ventil, das Gas einströmen lässt. Ein Zündfunke wird ausgelöst, und das Gas explodiert mit einem lauten Knall.
Neben dem vorgeschriebenen Abstand zu den Wohngebieten ermöglicht es die automatische Steuerung, Ruhezeiten in Wohngebieten zu berücksichtigen.
Wohngebietsnahe Apparate halten zwischen 13 und 15 Uhr Mittagsruhe. Zusätzlich beginnt die Aktivität der Böller sonntags später als an Werktagen.
Da die Knalleffekte in der Vergangenheit gelegentlich auch – gewollt oder ungewollt – durch Hobbyfunker ausgelöst wurden, rüsteten die Flörsheim-Dalsheimer Winzer ihre Schussapparate mit einer zusätzlichen Photozelle aus, die bei Dunkelheit das Auslösen eines Knalls unmöglich macht.
Einzige Alternative zum Schutz vor Vogelfraß ist das Anbringen von Netzen in den Rebzeilen, die auf Höhe der Trauben befestigt werden. Die so “eingepackten” Trauben sind relativ zuverlässig vor Vogelfraß geschützt. Allerdings kann es leider allzu leicht passieren, dass gefräßige Vögel sich in den Netzen vergangen und dort elend verenden.
Ein weiterer Nachteil dieses Verfahrens ist – neben dem hohen Aufwand – dass beim Entfernen der Netze viele der reifen Beeren von den Trauben abfallen und verlorengehen. Für größerflächigen Anbau sind Netze daher nur als Notlösung geeignet.